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Bärbel Bas – die erste Duisburgerin in einem hohen Staatsamt

Nach der Konstituierung leitet sie am Donnerstag ihre erste Plenarsitzung als neue Bundestagspräsidentin. Für ihr Amt hat sich die Duisburgerin und Sozialdemokratin Bärbel Bas viel vorgenommen.
von Vera Rosigkeit · 11. November 2021

Es gibt einiges, was die neue Bundestagspräsidentin von ihren Vorgängern  im Amt unterscheidet. Nicht nur, weil mit der Wahl von Bärbel Bas nach Annemarie Renger (1972 bis 1976, SPD) und Rita Süßmuth (1988 bis 1998, CDU) erst die dritte Frau seit 1949 das zweithöchste Staatsamt besetzt. „Ruhmreich ist das nicht“, kommentiert sie diesen Umstand in ihrer Antrittsrede und verspricht sogleich, daran zu arbeiten, dass die Verantwortung gerechter auf alle Schultern verteilt wird. Von einer Zeitenwende spricht Bas aber auch, weil mit ihrer Person und ihrer Biografie jemand Bundestagspräsidentin ist, der „sicherlich einen anderen Hintergrund mitbringt. Und weil der ganze Bundestag durch die Wahl jünger und bunter geworden ist“, fügt sie hinzu.

Bundestagsabgeordnete haben Vorbildfunktion

Diese vielfältige Zusammensetzung des 20. Deutschen Bundestages sieht die 53-Jährige als Chance für die Demokratie. Die Vielfalt an Herkunftsgeschichten und Biografien könne helfen, Brücken zu bauen, denn sie schaffe „für viele Menschen, die in unserem Land leben, die Möglichkeit, dass auch damit ihre eigene Lebensgeschichte sichtbarer wird“, ist Bas überzeugt. Bundestagsabgeordnete haben ihrer Meinung nach nicht nur eine Vorbildfunktion, sie müssen auch in der Lage sein, Bedürfnisse, Sorgen und Lebenswelten der Bürgerinnen und Bürger im Parlament zum ­Thema zu machen.

Auch das will Bas erreichen: eine neue Bürgernähe entwickeln, auf Menschen zugehen, denen die Politik fremd geworden ist oder die zu erschöpft sind und mit ihrem Alltag zu kämpfen haben. Verständliche Sprache ist ihr dabei besonders wichtig: „Ich wünsche mir, dass wir schwierige juristische Fragen, mit denen wir es zu tun haben, in die Sprache übersetzen, die in unserem Land gesprochen und verstanden wird.“

Als Betriebsrätin zur SPD

Bas steht selbst für Vielfalt. Denn die Duisburgerin kommt aus einfachen Verhältnissen und kann auf eine für Abgeordnete außergewöhnliche berufliche Laufbahn zurückblicken. Ihren Einstieg ins Arbeitsleben beginnt sie mit einer Ausbildung als Bürogehilfin, weil sie nach 80 Absagen keinen Ausbildungsplatz in ihrem damaligen Wunschberuf als technische Zeichnerin findet.

Bereits während ihrer Ausbildung engagiert sie sich als Jugend- und Auszubildendenvertreterin und ist lange Jahre Mitglied im Betriebsrat. Es ist diese aktive Arbeit als Betriebsrätin, die Bas zur SPD bringt. „Durch die aktive Arbeitnehmerpolitik und viele Aktionen gegen die damalige Kohl-Regierung bin ich im Oktober 1988 Mitglied der SPD geworden.“ Bas absolviert berufsbegleitend weitere Aus- und Fortbildungen und wird als Personalmanagement-Ökonomin stellvertretender Vorstand der BKK futur. ­Bas: „Zuhören, offen für andere und anderes zu sein, dazulernen und Spaß haben an neuen Dingen, die an mich herangetragen werden – all das zeichnet meinen Werdegang aus.“

MSV Duisburg als Hobby

Auch ihre politische Arbeit ist von Veränderungen geprägt. Nachdem sie zuvor im Rat der Stadt Duisburg sitzt, beginnt sie 2009 als Bundestagsabgeordnete, ist sechs Jahre Parlamentarische Geschäftsführerin, „anschließend stellvertretende Fraktionsvorsitzende und nun – das ist natürlich das Highlight – Bundestagspräsidentin“.

Im Bundestag wirbt sie für ein respektvolles Miteinander. Sie werde die Einhaltung parlamentarischer Umgangsformen – wo nötig – auch durchsetzen, betont sie. „Denn es gibt ja gelegentlich Versuche, Provokationen ins Parlament zu tragen und die demokratische Debatte zu stören.“ Konstruktiver Streit und kraftvolle Diskussionen gehörten dazu, „aber sich beschimpfen oder gar gegenseitig herabsetzen, ist mit der Würde des Hauses nicht vereinbar“. Auch dieses Signal will sie setzen.

Wie sie als neue Bundestagspräsidentin ihren Kopf frei bekommt? „Bei schönem Wetter setze ich den Helm auf und fahre Motorrad.“ Da sie sich dabei auf den Verkehr konzentrieren muss, lenke sie das von Arbeit und anstehenden Terminen ab. Gerne nutzt sie auch die Zeit, für ein Treffen mit Freundinnen und Freunden. Aber am besten klappe das mit dem Entspannen und Auf­tanken natürlich, „wenn ich zum MSV Duisburg ins Stadion gehe.“

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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