Inland

Demonstration in Berlin: Tausende zeigen Solidarität mit Israel

Mehrere Tausend Menschen haben in Berlin ihre Solidarität mit Israel gezeigt. Die Demonstration zog sich vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule. Emotional wurde es, als zwei Angehörige von Entführungsopfern das Wort ergriffen.
von · 22. Oktober 2023
Solidarität mit Israel: Tausende demonstrierten am Brandenburger Tor in Berlin.
Solidarität mit Israel: Tausende demonstrierten am Brandenburger Tor in Berlin.

Zwei Wochen ist es her, dass Kämpfer der palästinensischen Terror-Organisation Hamas mehr als 1.100 israelische Zivilist*innen töteten, über 200 Menschen als Geiseln nahmen und Raketen auf Israel abfeuerten. Zwei Wochen des Terrors, der Trauer. Zwei Wochen, in denen der Nahost-Konflikt eine neue Eskalationsstufe erreichte. Zwei Wochen, in denen weltweit Menschen auf die Straße gingen, um ihre Solidarität mit Israel zu zeigen, mit Jüdinnen und Juden, mit den zivilen Opfern und Betroffenen sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite.

Andere wiederum feierten öffentlich den Massenmord der Hamas, verbreiteten anti-israelische und antisemitische Parolen – bundesweit gab es in den vergangenen Wochen mehr als 200 antisemitische Vorfälle. Um dagegen ein Zeichen zu setzen, rief ein breites Bündnis verschiedener Organisationen am Sonntag zu einer Kundgebung in Berlin auf. Dem Bündnis gehören neben der SPD auch CDU, FDP, Grüne, Linke, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die katholische Deutsche Bischofskonferenz, die Alhambra Gesellschaft und der Zentralrat der Juden an.

Steinmeier: „Euer Schmerz ist unser Schmerz.“

Unter dem Motto „Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus – in Solidarität und Mitgefühl mit Israel“ versammelten sich tausende Menschen (die Polizei spricht von 10.000, die Veranstalter*innen von 25.000) am Brandenburger Tor. Sie drängten sich bis zur Siegessäule, sie schwenkten israelische und palästinensische Flaggen, auch iranische, kurdische und solche mit dem Davidstern in Regenbogenfarben waren dabei. Viele Menschen hatten Schilder vorbereitet: Sie zeigten die entführten Geiseln und forderten „Bring them home“.

Volker Beck, Grünen-Politiker und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, betonte mit Blick auf das breite politisch-gesellschaftliche Bündnis: „Bei allem, was uns sonst trennt: Solidarität und Schutz der Menschenwürde verbindet uns gegen jede Form des Antisemitismus.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach über die Verantwortung gegenüber in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden. Es sei „unerträglich, dass Juden wieder Angst haben müssen – ausgerechnet in unserem Land.“ Der Schutz jüdischen Lebens sei in Deutschland Staatsaufgabe und Bürger*innenpflicht. Israel sicherte das Staatsoberhaupt deutsche Solidarität zu: „Wir sagen unseren Freunden in Israel, wir sagen Juden: Ihr seid nicht allein, wie stehen an eurer Seite. Euer Schmerz ist unser Schmerz.“

Wie auch andere Redner*innen verwies Steinmeier ausdrücklich auf die Verantwortung gegenüber Opfern in der palästinensischen Zivilbevölkerung: „Vergessen dürfen wir die unschuldigen Menschen in Gaza nicht, die Terrorismus nicht unterstützen und die jetzt trotzdem leiden. Wir müssen und werden uns für den Schutz von Zivilisten einsetzen“. Die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken verwies darauf, dass es darum gehe, auf der Seite der Menschlichkeit zu stehen: „Menschlichkeit ist das, was uns verbindet, und uns auch in der dunkelsten Stunde Hoffnung gibt.“

Botschafter fordert „null Toleranz“ für Antisemitismus

Jüdische Vertreter zeigten sich dankbar für die offenkundige Solidarität – gleichzeitig forderten sie konkrete Maßnahmen. Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, sagte: „Wir verlangen mehr als Absichtserklärungen, wir verlangen mehr als Solidaritätsbekundungen. Wir verlangen Taten, die dazu führen, dass Juden in unserem Land keine Angst mehr haben müssen.“ Auch der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, wurde deutlich. Oft werden vor einem möglichen Flächenbrand durch den Nahost-Konflikt gewarnt, aber hierzulande gelte es ebenso einen solchen Flächenbrand zu verhindern: „Sonst kommt der Terror aus dem Gazastreifen auch in Deutschland an.“ Es müsse „null Toleranz“ für jede Form von Antisemitismus in Deutschland gelten.

Auf der Bühne meldeten sich mit dem FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, dem Grünen-Vorsitzenden Omid Nouripour und Eren Güvercin vom Verein Alhambra auch muslimische Stimmen zu Wort. Nouripour sagte, er spreche „nicht nur als Parteivorsitzender, sondern auch als Deutscher muslimischen Glaubens“. Es brauche ein klares Bekenntnis zu Israel. Güvercin distanzierte sich ausdrücklich von der Hamas, deren Verbrechen dürften nicht relativiert werden. Muslim*innen hätten eine Verantwortung dafür, dass Jüdinnen und Juden sicher leben können.

Anteinahme für Angehörige von Entführungsopfern

Ganz still wurde es, als zwei Menschen sprachen, deren Verwandte von der Hamas als Geiseln festgehalten werden. Roni Roman ließ die versammelten Menschen ein Lied für ihre entführte Schwester anstimmen – ein Geburtstagslied, denn dieses Ereignis hätte die Schwestern an diesem Sonntag gefeiert. Eigentlich. „Bitte lassen sie mich nicht allein“, sagte die junge Frau. „Die Zeit läuft ab für meine Schwester.“ Yoni Asher schilderte seine Hilfslosigkeit und Verzweiflung: Seine Ehefrau sowie seine beiden Töchter, drei und fünf Jahre alt, befinden sich in der Gewalt der Hamas. Ihnen wolle er sagen: „Haltet bitte durch, euer Vater liebt euch, habt keine Angst, umarmt einander. Unsere Liebe wird gewinnen und ihr werdet wieder in meine Arme zurückkehren.“

0 Kommentare
Noch keine Kommentare